Guten Abend, London

Es ist einundzwanzig Uhr, und hier spricht die Stimme der Vorsehung auf den Mittelwellenfrequenzen 275 und 285. Wir schreiben den 5. November 1997...


Remember, remember the Fifth of November

Inspiriert wurde die Figur Vs durch den katholischen Offizier Guy Fawkes, der am 5. November 1605 versuchte ein Sprengstoffattentat auf das britische Parlament auszuüben, um den protestantischen König zu töten und ihn mit einem katholischen Nachfolger zu ersetzen.
Die Idee V mit Fawkes in Verbindung zu bringen und ihn mit Maske, Hut und Umhang einzukleiden, stammte von David Lloyd, dem Zeichner des Comics.
Nicht nur in V wie Vendetta, sondern auch heute noch, gilt die Guy-Fawkes-Maske als Zeichen des Widerstandes.

London, 1997

Liegt 1997 für uns bereits in der Vergangenheit, so lag das Jahr in den 80er Jahren, als der Comic veröffentlicht wurde, noch in der Zukunft. Die Menschen leben in einem Überwachungsstaat, die von einem faschistisch-totalitären Regime geführt wird.
Alle "Parteiuntreuen", werden in Konzentrationslager gesteckt und "die Vorsehung" kontrolliert das alltägliche Leben. Die junge Evey, die sich wegen ihrer misslichen Lage zur Prostitution gezwungen sieht, wird von einem maskierten Mann, der sich V nennt gerettet.
V selbst stellt sich gegen das Regime. Wie Guy Fawkes will auch er das Parlament stürzen, verübt
diverse Bombenanschläge auf wichtige Staatsgebäude und tötet die leitenden Männer im Regime.

Die Welt, die Moore und Lloyd schufen ist nicht so weit hergeholt, wirft man nur einen Blick auf Vergangenes, das das Weltgeschehen beträchtlich beeinflusst hat. Düster, wie eine riesige Gewitterwolke lungert der Staat über das Leben der Menschen. Von Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, ist keine Spur zu finden, was Eveys und Vs Welt gerade deshalb so beängstigend macht.
Besonders die Kolorierung des Comics hebt dieses bedrohliche Gefühl gelungen hervor. Viel Schwarz und zum Schluss der Geschichte hin immer blasser werdende Farben, erhalten die bedrückende Atmosphäre. 
Leicht lässt sich V wie Vendetta nicht lesen. Immer wieder bleibt man hängen, liest stellenweise bereits Gelesenes nach um den Überblick nicht zu verlieren.
Was kein negativer Kritikpunkt sein soll, die Handlung ist einfach schwer zu verdauen.


Der Zweck heiligt die Mittel?

Der stärkste Punkt, den V wie Vendetta für mich bot, war der Zwiespalt, in den der Leser geworfen wird. Ist es richtig Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen?
Auf der einen Seite empfindet man dieses faschistische Regime als absolut abstoßend,  ja es ekelt mich richtig an, dass es tatsächlich Leute gibt, die so denken/dachten/vermutlich auch denken werden. Was bleibt einem anderes übrig als auf Vs Seite zu sein?
Doch so ganz astrein ist Vs Handeln ebenfalls nicht. Bei seinen Anschlägen sterben auch unschuldige Zivilisten, was heißt, sofern man eben unschuldig sein kann, wenn man die Taten eine solche Regierung duldet. Was allerdings wieder zur Frage führt, was man als Einzelperson überhaupt erreichen kann, ohne das System gewaltsam zu stürzen. Ich persönlich finde es gar nicht so einfach sich darüber klare Gedanken zu bilden und gerade deshalb ist es so wichtig, Werke wie V wie Vendetta zu lesen, und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. 

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